Der mit Fotografie und Video arbeitende Künstler Arne Schmitt ist vornehmlich in Westeuropa unterwegs und untersucht die »Grauen Architekturen« (Benedikt Boucsein). Die häufig schwarz-weißen Aufnahmen sind aufgeklärte Statements zu einer Welt aus Konsumzonen, Verwaltungseinheiten und Bildungslandschaften.

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station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin, www.ngbk.de

Der mit Fotografie und Video arbeitende Künstler Arne Schmitt ist vornehmlich in Westeuropa unterwegs und untersucht die »Grauen Architekturen« (Benedikt Boucsein). Die häufig schwarz-weißen Aufnahmen sind aufgeklärte Statements zu einer Welt aus Konsumzonen, Verwaltungseinheiten und Bildungslandschaften.


nGbK-Projektgruppe station urbaner kulturen:
Juan Camilo Alfonso Angulo, Jochen Becker, Fabian Bovens, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page

neue Gesellschaft

für bildende Kunst


Arne Schmitt.
Zum Gedanken der aktiven Minderheit



Ausstellung und Begleitprogramm: 30. April – 14. August 2021
Sie sind herzlich eingeladen zum ersten Ausstellungstag am 29. April 2021, 16:00-21:00
Für Fachpublikum ist ein Ausstellungsbesuch nach Terminvereinbarung möglich - per E-Mail an: station-urbaner-kulturen@ngbk.de
Außerdem ist die Vorlage eines zertifizierten negativen, nicht älter als 24 Stunden altes Testergebnisses erforderlich.


Beiträge im Veranstaltungsprogramm:
Sabine Bitter/Helmut Weber/Klaus Ronneberger, Simone Hain, Eva Hertzsch/Adam Page, Tom Holert, Volker Pantenburg, Andrea Plöger, Arne Schmitt, Fari Shams, Bettina Wilpert


 

Programm
 

30. April 2021, 19:00
(de)
Online-Gespräch (Livestream unter ngbk.de)
›Vermittlungen‹ Arne Schmitt im Gespräch mit Volker Pantenburg
18. Juni 2021, 19:00
(de)
Diskussion
›Re/Education‹ mit Simone Hain, Andrea Plöger, Arne Schmitt und Fari Shams
 
26. Juni 2021, 16:00
(de)

 
Diskussion
›Bildungseinrichtungen‹ mit Sabine Bitter/Helmut Weber/Klaus Ronneberger, Eva Hertzsch/Adam Page, Tom Holert
Arne Schmitt. Fotografie, Video, Text
Der mit Fotografie und Video arbeitende Künstler Arne Schmitt ist vornehmlich in Westeuropa unterwegs und untersucht die »Grauen Architekturen« (Benedikt Boucsein). Die häufig schwarz-weißen Aufnahmen sind aufgeklärte Statements zu einer Welt aus Konsumzonen, Verwaltungseinheiten und Bildungslandschaften. Sie scheinen auslaufende Modelle einer Nachkriegsmoderne zu sein, gekoppelt an die autogerechte Stadt, und leben doch immer neu auf. Dabei zelebriert Schmitt nicht die Baukörper und städtische Formationen, sondern schält in ihrer ruppigen Spröde heraus, was die Versorger-Moderne der kapitalistischen Wohlfahrtsstaaten hinterlassen hat.

Arne Schmitts Erinnerungen, die bis in die Gegenwart reichen, zeigen einen gebauten und in den Videos gelebten Gestaltungswillen nach, eine bessere Welt zu erschaffen. Das partielle Scheitern ist darin eingeschrieben, doch die Hoffnungen nicht ganz abgeschrieben. Er streunt als belesener und faszinierter Betrachter durch eine gebaute Umwelt voller Ideen und Absichten, die er mit ihren Menschen, Autos, Vegetationen und Beschilderungen kenntlich fixiert. Das Medium Video hilft, sich auf die dabei eintretenden Ernüchterungen einen Reim zu machen. Seine urbane Archäologie der jüngsten, Stein gewordenen Vergangenheit gibt die Stadtgesellschaft nicht auf. Doch: »Der Verkauf geht weiter.«

 
Zum Gedanken der aktiven Minderheit
»Man ist sich dessen bewußt, daß hier, alles in allem, eine Minderheit am Werk ist. Doch das ist immer so gewesen. Nur, diese Minderheit ist effektiv, kann sich artikulieren, es sind Eiferer, und die Ideen, die sie der Mehrheit kundtun, sind keine Luftgespinste und finden Gehör.« Cees Nooteboom zum Mai 68 in Paris

Der offene Konflikt, den Student_innen und Staat im steinernen Zentrum der europäischen Stadt ausfochten und der zeitweise weite Teile der Bevölkerung aktivierte, hatte seinen Anfang in der Pariser Peripherie genommen: auf den modernen Campusanlagen von Nanterre. Genauso in Bordeaux: die ersten studentischen Proteste spielten sich in den Wohnheimen der weitläufigen suburbanen Universitätszone ab, die seit den 1950er Jahren umgesetzt wurde. Nur die Geisteswissenschaften waren 1968 noch im Zentrum verblieben und wurden zum Hauptquartier der Student_innenbewegung. Nach Ende der Unruhen forderte der zuständige Präfekt die schnellstmögliche Verlegung der Fakultät an den Stadtrand.

Die Bezüge sind reich, die sich hier zwischen Zentralismus und Marginalisierung, zwischen Stadtplanung und technokratischer Gesellschaftssteuerung auftun. Aktive Minderheiten agieren nicht selten vom Rand aus – doch der Weg ins Zentrum ist unerlässlich, wenn sich nachhaltige Veränderung einstellen soll. Dasselbe gilt auch für jenes in jüngster Zeit umkämpfte Terrain, das sich zwischen Sprache, Denken und Handeln eröffnet.

Student_innen in Berlin-Hellersdorf äußerten Kritik an einem Gedicht, das von der Leitung ihrer Hochschule an der Fassade angebracht worden war. Sie forderten Beteiligung, gingen demokratisch durch alle Gremien der Hochschulselbstverwaltung – und erreichten so Veränderung. Eine Mehrheit aus Politik und Gesellschaft, vor allem durch ein Mehr an Macht gekennzeichnet, empörte sich darüber dermaßen, dass sie autoritäres Einschreiten forderte – nicht selten Bezug nehmend auf ihre eigenen 68er-Werte. Der Vorwurf: Die Student_innen sprächen lediglich für eine Minderheit.

Was heißt es für diese Debatte, dass diese empörte Mehrheit die betreffende Fassade, diesen Teil der Stadt kaum je aus der Nähe gesehen hat?  Und welchen Blick wirft die hochschulexterne Nachbarschaft auf die Fassade - als die wohl größte Gruppe von Betrachter_innen?

Arne Schmitt
Videos online unter ngbk.de:
Aus den Recherchen ›Zum Gedanken der aktiven Minderheit‹

›Wenn die Leute merken, dass sie sich langweilen, hört die Langeweile auf‹
Vortrag von Arne Schmitt

›Kritik/ Identität/ Politik‹
Onlinegespräch mit Schriftstellerin Bettina Wilpert (»Nichts, was uns passiert«) und Arne Schmitt
 
Bitte entnehmen Sie die aktuellen Informationen zur Zugänglichkeit unserer Räume während der Pandemie der Webseite: ngbk.de
Die station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf ist Teil der Initiative Urbane Praxis, die im Rahmen der DRAUSSENSTADT von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa gefördert und von der LOTTO-Stiftung Berlin unterstützt wird.





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The artist Arne Schmitt, who works with photography and video, is mainly active in western Europe, where he studies what Benedikt Boucsein has called the »grey architectures«. His often black-and-white pictures are enlightened statements on a world of consumer zones, administrative units and educational landscapes.

station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin, www.ngbk.de

The artist Arne Schmitt, who works with photography and video, is mainly active in western Europe, where he studies what Benedikt Boucsein has called the »grey architectures«. His often black-and-white pictures are enlightened statements on a world of consumer zones, administrative units and educational landscapes.


nGbK project group station urbaner kulturen:
Juan Camilo Alfonso Angulo, Jochen Becker, Fabian Bovens, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page

neue Gesellschaft

für bildende Kunst


Arne Schmitt.
The idea of an active minority



Exhibition and programme: 30 April – 14 August 2021
You are cordially invited to the first day of the exhibition on 29 April 2021, 16:00-21:00
Professional visits to the exhibition are possible after registration by e-mail to: station-urbaner-kulturen@ngbk.de
Furthermore the presentation of an up to date (not older than 24 hours) certified negative test result is required.


Contributions to the event programme:
Sabine Bitter/Helmut Weber/Klaus Ronneberger, Simone Hain, Eva Hertzsch/Adam Page, Tom Holert, Volker Pantenburg, Andrea Plöger, Arne Schmitt, Fari Shams, Bettina Wilpert

Programme

30 April 2021, 19:00
(de)
Online talk (livestream at ngbk.de)
›Mediations‹ Arne Schmitt in conversation with Volker Pantenburg
18 June 2021, 19:00
(de)
Discussion
›Re/Education‹ with Simone Hain, Andrea Plöger, Arne Schmitt and Fari Shams
26 June 2021, 16:00
(de)
Discussion
›Educational institutions‹ with Sabine Bitter/Helmut Weber/Klaus Ronneberger, Eva Hertzsch/Adam Page, Tom Holert
Arne Schmitt. Photography, Video, Text
The artist Arne Schmitt, who works with photography and video, is mainly active in western Europe, where he studies what Benedikt Boucsein has called the »grey architectures«. His often black-and-white pictures are enlightened statements on a world of consumer zones, administrative units and educational landscapes. Appearing as obsolete models of post-war modernism, coupled with a city built for cars, they nonetheless come back to life again and again. Rather than celebrating the buildings and urban formations, Schmitt extracts from their roughness what the caring modernism of capitalist welfare states has left behind.
Schmitt’s memories, that reach right up to the present, portray a built and (in the videos) lived desire to create a better world. Partial failure is inscribed in the work, but hope is not entirely written off. As a well-read and fascinated observer, he roams through a built environment full of ideas and intentions that he captures with its people, cars, vegetation and signage. The video medium helps to make sense of its more sobering aspects. Schmitt’s archaeology of the recent past, as it has become set in stone, does not abandon the idea of an urban society. But: »The sale must go on.«

The idea of an active minority
»One is aware that, all in all, a minority is at work here. But that has always been the case. Except that this minority is effective, articulate. They are zealots. And the ideas they proclaim to the majority are not flights of fancy. And people listen.« Cees Nooteboom on May 68 in Paris

The open conflict fought out between students and the state in the stone centre of the European city, a conflict that intermittently activated large sections of the population, had its beginnings on the outskirts of Paris, on the modern university campus at Nanterre. In Bordeaux, too, the first student protests took place in the halls of residence on the extensive suburban university campus that had been built since the 1950s. In 1968, only the humanities were still in the city centre, becoming the headquarters of the student movement. After the end of the unrest, the responsible prefect called for the faculty to be relocated to the periphery as quickly as possible.

There is a wealth of links here between centralism and marginalisation, between urban planning and technocratic control of society. Active minorities often intervene from the margins – but the path to the centre must be taken if lasting change is to be achieved. The same applies for the more recently contested terrain that opens up between language, thought and action.

Students in Berlin-Hellersdorf publicly criticized a poem that had been applied to one of the façades of their university on the orders of its directors. The students demanded to be consulted, proceeding democratically through all of university’s administrative committees – and achieved change. A majority within politics and society, characterized above all by superior power, was so outraged by this as to call for an authoritarian intervention – often with reference to their own values as members of 1968 generation. Their complaint: the students were only speaking for a minority.

In the context of this debate, what does it mean that this outraged majority had hardly ever seen the façade in question close up, nor the part of Berlin where it stands? And how does the non-university neighbourhood see the façade - as its most frequent group of viewers?

Arne Schmitt
Videos online at ngbk.de:
From the Research ›The idea of an active minority‹

›When people notice they are bored, the boredom stops‹
Short lecture by Arne Schmitt

›Criticism / Identity / Politics‹
Online conversation with Arne Schmitt and the writer Bettina Wilpert
 
Please refer to the website for the latest information on the accessibility of our spaces during the pandemic: ngbk.de
station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf is part of Urbane Praxis and is supported by the Senate Department for Culture and Europe as part of the DRAUSSENSTADT initiative





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