Erstmals und umfassend präsentiert die Ausstellung Hosen haben Röcke an originale Materialien und Kostüme der Künstlerinnengruppe Erfurt aus den Archiven der Akteurinnen.

Im Browser ansehen | Open in browser
 English version below

nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin, www.ngbk.de

Erstmals und umfassend präsentiert die Ausstellung Hosen haben Röcke an originale Materialien und Kostüme der Künstlerinnengruppe Erfurt aus den Archiven der Akteurinnen.


nGbK-Projektgruppe:
Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss

neue Gesellschaft

für bildende Kunst


Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt 1984-1994



Ausstellung, Begleitprogramm und Publikation:
27. November 2021 – 30. Januar 2022
Sie sind herzlich eingeladen zum Soft Opening am 26. November 2021, ab 14 Uhr 
und stündliche Führungen mit den Kuratorinnen (de/en/fr)
Anmeldung zum Soft Opening hier...

Künstlerinnen:
Monika Andres, Claudia Morca Bogenhardt, Tely Büchner, Elke Carl, Monique Förster, Gabriele Göbel, Ina Heyner, Angelika Hummel, Verena Kyselka, Bettina Neumann, Ingrid Plöttner, Marlies Schmidt, Gabriele Stötzer, Harriet Wollert und weitere

Programm:

26. November 2021,
ab 14 Uhr
Soft Opening
& stündliche Führungen mit den Kuratorinnen (de/en/fr)
8. Dezember 2021,
17 Uhr
Führung
mit Susanne Altmann (de/en)
18. Dezember 2021,
16 Uhr
Führung
mit Kata Krasznahorkai (de/en)
8. Januar 2022,
16 Uhr
Führung
mit Christin Müller (de/en)
12. Januar 2022,
17 Uhr
Führung
mit Sonia Voss (de/en/fr)
15. Januar 2022,
17 Uhr
Film & Diskussion
»Weggefährtinnen OstWest« (de)
22. Januar 2022,
16 Uhr
Führung
mit Franziska Schmidt (de)
29. Januar 2022,
17 Uhr
Buchpräsentation und Live-Performance
»Aus dem Jetzt ins Heute« (de)
»Wir haben uns als Gruppe frech gefühlt und als etwas Besonderes. Wir haben es genossen, nicht so langweilig zu sein wie der ganze Osten« – so Gabriele Stötzer über die Künstlerinnengruppe Erfurt.

Demokratischer Kollektivgedanke, betonte Prozesshaftigkeit, soziales Experiment mit gemeinschaftlichen Lebens- und Ausdrucksformen, feministische Standortbestimmung mit Selbstheilungsansatz und politischer Schärfe: All das vereinte die Künstlerinnengruppe Erfurt in Super-8-Filmen, Performances, Texten, Mode-Objekt-Shows, Manifesten, experimenteller Musik und Grafik. Der Zusammenschluss von Frauen mit dem einzigen Ziel, Kunst zu machen – ohne Kompromisse, ohne akademische Vorkenntnisse, ohne Angst vor sich selbst und vor äußeren Umständen in einer repressiven Diktatur – war ein einzigartiges Phänomen. Gerade die auch Anfang der 1980er Jahre noch immer einengenden Bedingungen der DDR beförderten die Selbstermächtigung der Frauen, ihre geradezu entfesselte und bedingungslose Gestaltungskraft.

Erstmals und umfassend präsentiert die Ausstellung Hosen haben Röcke an. Die Künstlerinnengruppe Erfurt 1984-1994 originale Materialien und Kostüme aus den Archiven der Akteurinnen. 1984 von Gabriele Stötzer gegründet, lebte die Künstlerinnengruppe zehn Jahre lang einen ebenso vehementen wie kreativen Gegenentwurf zum ideologisch geprägten DDR-Alltag aus. Mit den Mitteln der Kunst erkämpfte sich das rebellische Frauenkollektiv ein Höchstmaß an Autonomie, die es sonst unter den Bedingungen des autoritären Systems selten gab. Im Vergleich zu ähnlichen subversiven Gruppierungen trug sie ihren solidarischen Zusammenhalt und ihre künstlerischen Prioritäten über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Dabei repräsentierte die Gruppe eine für damalige Subkulturen charakteristische Heterotopie: Sie agierte unabhängig von Institutionen und verfügte über ein weites informelles Netzwerk in kulturellen sowie politisch oppositionellen Kreisen. Flexibel wechselten sie nicht nur die Schauplätze ihrer Aktionen, sondern auch ihren Namen.

Bezeichnend für die Künstlerinnen war ihre Weigerung, die DDR zu verlassen – obwohl damals viele Akteur_innen aus dem Kulturbereich aufgrund politischer Repression in die BRD ausreisten. Doch fand die Gruppe gerade im »Genius Loci« der Stadt Erfurt, speziell in deren mittelalterlicher Geschichte, ihre schöpferischen und spirituellen Impulse. Zudem eröffnete die gegenkulturelle Infrastruktur der evangelischen Kirche Thüringens neben Punks oder Friedensaktivist_innen auch der Künstlerinnengruppe weitere Entfaltungsräume. In diesem Umfeld kam den Frauen eine Pionier_innenrolle zu, mit ihrem bewussten Bezug auf weibliche Identität, Körperlichkeit und genderbasierter Systemkritik. Anfangs trafen sie sich zu Gesprächen über nonkonformistische oder feministische Literatur, über esoterisches Wissen und zu Fragen der sexuellen Befreiung. Doch schon bald entstanden kollektive Aktionen in einer eigenen, unverwechselbaren Bildsprache.

Ihre Themen spiegeln sich besonders in fünf experimentellen Super-8-Filmen wider, die zugleich die Grundstruktur der Ausstellung bilden. In den ab 1986 entstandenen Filmen und späteren Live-Performances mit literarischen und musikalischen Elementen stehen selbstgeschaffene und provokante Kostüme als Alter Egos der Künstlerinnen im Zentrum. Zahlreiche Modelle werden in der Ausstellung präsentiert, erstmals zusammen mit Objekten, Fotos, Drucksachen und Tonaufnahmen. Gemäß der basisdemokratischen Struktur der nGbK wurde dieses Ausstellungsprojekt von einer fünfköpfigen Projektgruppe realisiert. Dabei war es Gabriele Stötzer selbst, einst Initiatorin der Künstlerinnengruppe, die 2019 zu einer solchen Kooperationsstruktur anregte. Daraus ergab sich ein kollektives Modell, welches mit anregenden Diskussionen und Aushandlungen innerhalb einer Gruppe von Kuratorinnen durchaus an die damalige Konstellation der Künstlerinnen erinnert. Während einer etwa zweijährigen Vorbereitungsphase fanden zahlreiche Treffen, Gespräche und Sichtungen gemeinsam mit den Erfurter Aktivistinnen statt. Wie kann diese Fülle an Materialien und Erinnerungen aufbereitet werden? Sowohl für die Besucher_innen als auch für die Macherinnen dienen die Filme als »roter Faden«: An deren Stilistiken und Inhalten lässt sich nicht nur die Chronologie der Gruppenarbeit ablesen, sondern auch ihre mentale Topografie.

Die Ausstellung Hosen haben Röcke an stellt die künstlerischen Aspekte entschieden in den Vordergrund, will jedoch gleichzeitig zeigen, wie gerade das repressive Klima zu innovativen und phantasievollen Reaktionen führte. Die Risiken, denen sich die Künstlerinnengruppe aussetzte, formten ihr Schaffen genauso wie ihr vertrauensvolles soziales Miteinander.        
Öffnungszeiten:
Mo 12–18 Uhr
Dienstag geschlossen
Mi–So 12–18 Uhr
Fr 12–20 Uhr

24. & 25. Dezember 2021 geschlossen
26. & 31. Dezember 2021 geöffnet
1. Januar 2022 geschlossen


Ausstellungsgestaltung: Klimaite Klimaite, Berlin
Ausstellungsarchitektur: denkenbauenwohnen, Leipzig
Anfang 2022 erscheint im Rahmen der Ausstellung eine Publikation.

Bitte entnehmen Sie die aktuellen Informationen zu unserem Angebot, Anmeldungen und zur Zugänglichkeit unserer Räume während der Pandemie der Webseite: ngbk.de
Finanziert von




Die begleitende Publikation wird finanziert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
For the first time and comprehensively, the exhibition Hosen haben Röcke an [Pants Wear Skirts] presents original materials and costumes from the archives of the actors of the Women Artists' Group calling themselves Künstlerinnengruppe Erfurt.

nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin, www.ngbk.de

For the first time and comprehensively, the exhibition Hosen haben Röcke an [Pants Wear Skirts] presents original materials and costumes from the archives of the actors of the Women Artists' Group calling themselves Künstlerinnengruppe Erfurt.


nGbK project group:
Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss

neue Gesellschaft

für bildende Kunst


Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt 1984-1994



Exhibition, accompanying programme, publication:
27 November 2021 – 30 January 2022
You are cordially invited to the soft opening on 26 November 2021, from 14:00
and hourly guided tours with the curators (ger/en/fr)
Registration for soft opening here...

Artists:
Monika Andres, Claudia Morca Bogenhardt, Tely Büchner, Elke Carl, Monique Förster, Gabriele Göbel, Ina Heyner, Angelika Hummel, Verena Kyselka, Bettina Neumann, Ingrid Plöttner, Marlies Schmidt, Gabriele Stötzer, Harriet Wollert and others

Programme:

26 November 2021,
from 14:00
Soft opening
& hourly guided tours with the curators (ger/en/fr)
8 December 2021,
17:00
Guided tour
with Susanne Altmann (ger/en)
18 December 2021,
16:00
Guided tour
with Kata Krasznahorkai (ger/en)
8 January 2022,
16:00
Guided tour
with Christin Müller (ger/en)
12 January 2022,
17:00
Guided tour
with Sonia Voss (ger/en/fr)
15 January 2022,
17:00
Film & discussion
»Sisters in Arms EastWest« (ger)
22 January 2022,
16:00
Guided tour
with Franziska Schmidt (ger)
29 January 2022,
17:00
Book presentation and live performance
»From Now to the Present« (ger)
 
»As a group we felt bold, we felt we were something special. We enjoyed not being as boring as the rest of East Germany,« says Gabriele Stötzer, referring to Künstlerinnengruppe Erfurt/Erfurt Women Artists' Group.

Democratic collectivity, a focus on processuality, social experimentation with communal forms of living and expression, a feminist stance for self-healing and a political edge: Künstlerinnengruppe Erfurt (Erfurt Women Artists’ Group) brought all of this together in Super 8 films, performances, texts, fashion-object shows, manifestos, experimental music and graphics. Women joining together with the sole aim of making art – without compromise, without academic training, without fear of oneself or one’s circumstances in a repressive dictatorship – was a unique phenomenon. The still restrictive conditions of early-1980s East Germany fired the women’s self-empowerment, their unbridled and unconditional creativity.

For the first time on such a large scale, Pants Wear Skirts. The Erfurt Women Artists' Group 1984-1994 presents original materials and costumes from the archives of the group’s members. Founded by Gabriele Stötzer in 1984, Künstlerinnengruppe Erfurt was active for a decade, living out a passionate and creative alternative to the ideologically shaped conditions of everyday life in East Germany. Using the means of art, the rebellious women’s collective fought to achieve a degree of autonomy rarely seen under the conditions of an authoritarian system. Unlike many similar subversive groups, a culture of solidarity and artistic priorities ensured its long life. The group displayed the heterotopic quality characteristic of subcultures at the time, operating independently of institutions and building a broad informal network within the cultural and political opposition. It was flexible in its choice of locations for performances, and in its use of names.

Although many cultural figures were leaving for West Germany at the time due to political repression, these women artists all refused to leave the GDR. The group drew its creative and spiritual inspiration from the »genius loci« of the city of Erfurt, especially its medieval history. Additional space for their activities was provided by the countercultural infrastructure of the Protestant Church in Thuringia that also supported punks and peace activists. In this milieu, the women played a pioneering role with their deliberate focus on female identity, physicality and gender-based criticism of the system. Initially, the women met to discuss nonconformist and feminist literature, esoteric knowledge and questions of sexual liberation, but they soon began making collective actions with a distinctive visual idiom.

The group’s themes are reflected especially clearly in five experimental Super 8 films that also give the exhibition its basic structure. The films made beginning in 1986 and the later live performances with literary and musical elements centre on provocative costumes that function as alter egos. Many of these outfits are presented in the exhibition, for the first time together with objects, photos, printed matter and sound recordings. In keeping with the grassroots democratic structure of the nGbK, this exhibition project was realised by a five-member project group. And it was Gabriele Stötzer herself, who once initiated the Künstlerinnengruppe, who suggested such an approach in 2019. The result was a collective curatorial model whose inspiring group discussions and negotiations recalled the constellation of women artists at the time. The two-year preparation phase included many meetings, conversations and archive visits with the Erfurt activists. How to present such a wealth of material and memories? Both for visitors and for the curators, the films serve as a thread running through the show: their variations of style and content reflect not only the chronology of the group’s work, but also its mental topography.

While Pants Wear Skirts foregrounds artistic aspects, the exhibition also wishes to show how the climate of repression generated innovative and imaginative responses. The group’s practice was shaped as much by the dangers to which it was exposed as by its own trusting social relations.
Opening hours:
Mon 12:00–18:00
Tuesday closed
Wed–Sun 12:00–18:00
Fri 12:00–20:00

24 & 25 December 2021: closed
26 & 31 December 2021: open
1 January 2022: closed


Exhibition design: Klimaite Klimaite, Berlin
Exhibition architecture: denkenbauenwohnen, Leipzig
A publication accompanying the exhibition will appear early in 2022.

Please refer to the website for the latest information on our programme and on the accessibility of our spaces during the pandemic: ngbk.de
Financed by




The publication is funded by the Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.